Strandbahnhof Travemünde: Neue Hoffnung für den Schandfleck

Eigentümer will Schulden begleichen
Eigentümer des Strandbahnhofs ist Ralph Kaerger-Thofern. Er habe den Kauf teilweise über ein Geldinstitut finanziert und solle jetzt angeblich mit der Ratenzahlung im Rückstand sein, sagt er. Der Bahnhof sei noch zu einem Drittel verschuldet. Die Restschuld wolle er innerhalb der gesetzten Frist begleichen. Dass es zu einer Zwangsversteigerung kommen könne, glaube er nicht. „Das kann zwei bis drei Jahre dauern.“ Er würde den Strandbahnhof auch an die Stadt verkaufen, für 2,5 Millionen Euro.
 

Wie geht es jetzt konkret weiter mit dem Strandbahnhof? Dazu äußerte sich auf LN-Anfrage der als Zwangsverwalter eingesetzte Lübecker Rechtsanwalt kurzfristig nicht. Eine geplante Ausstellung der Künstlergemeinschaft Travemünde, die vom 15. März bis zum 7. April in der Bahnhofshalle stattfinden sollte, wurde jedoch bereits untersagt.

 

Strandbahnhof Travemünde steht unter Denkmalschutz
Rückblick: Der Strandbahnhof an der Bertlingstraße war ursprünglich ein Gebäude aus Holz, das 1911/1912 durch einen Neubau mit Elementen des Jugendstils ersetzt wurde. Eine Besonderheit ist der Uhrenturm, dessen Abfahrtsanzeige mit Klappziffern ebenso wie das gesamte Gebäude 1991 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Von 2004 bis 2006 wurde der Strandbahnhof unter anderem mit Mitteln der Possehl-Stiftung und der Hansestadt Lübeck für insgesamt 2,3 Millionen Euro aufwendig saniert.
 

Doch die Eigentümerin, die Deutsche Bahn, ließ das Gebäude mehr und mehr verkommen. 2015 kündigte sie an, den Bahnhof mitsamt umliegendem Grundstück verkaufen zu wollen. Begründung: Das Gebäude könne nicht hinreichend wirtschaftlich betrieben werden. Der damalige Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) zeigte sich zurückhaltend. Die Stadt hege keine Kaufabsichten, sagte er damals.

Aufgeräumt sieht anders aus: Ein Blick aus einem Nachbarhaus auf das Areal hinter dem Bahnhof im Jahr 2021.

Aufgeräumt sieht anders aus: Ein Blick aus einem Nachbarhaus auf das Areal hinter dem Bahnhof im Jahr ersteigert 2021. Quelle: Thomas Krohn

Im Oktober 2015 erstand Ralph Kaerger-Thofern nach einem Bieterwettstreit im Berliner Auktionshaus Karhausen AG den Strandbahnhof für 760.000 Euro. Wenige Wochen später stellte er sich und seine Pläne für das historische Gebäude vor. Er wollte den Strandbahnhof weiter der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Außerdem plante Kaerger-Thofern einen neuen gastronomischen Betrieb und passende Geschäfte anzusiedeln. Außerdem sollte in einem Bereich die Geschichte des Hauses dargestellt werden.
 

Von allen Seiten erntete der Lübecker großes Lob für seine Pläne. Der Kurbetrieb zeigte sich begeistert von dem Konzept, ebenso die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM). Bürgermeister Saxe freute sich damals: „In meinen Augen hat das alles Hand und Fuß.“

 

Nur ein Fahrradverleih hat durchgehalten
Doch Euphorie und Aufbruchstimmung wichen bald der Realität. Während in der Bahnhofshalle anfangs noch reichlich Betrieb herrschte, verlor das architektonische Schmuckstück irgendwann seine Attraktivität. Jedenfalls sind die kleinen gastronomischen Betriebe aus der Bahnhofshalle längst ausgezogen. Von einem Airbus-Flugsimulator, der sich Anfang 2023 dort einrichtete, hat man seitdem nichts mehr gehört. Die LTM verlegte ihre Tourist-Information im Sommer 2021 vom Strandbahnhof in einen gläsernen Neubau an der Travepromenade.Seitdem ist die Bahnhofshalle für die Öffentlichkeit geschlossen.

Nur ein Fahrradverleih scheint an der Bertlingstraße tapfer durchzuhalten. Dessen Homepage wurde allerdings zuletzt Ende Juni 2023 aktualisiert.

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Beschwerden über zunehmende Vermüllung
Massive Beschwerden gibt es seit Jahren von Bahnreisenden und Travemündern über eine zunehmende Vermüllung und Verwahrlosung des Bahnhofsgrundstücks. Bei der Stadtteilkonferenz in Travemünde im Januar 2023 machten viele Besucher ihrem Ärger Luft und sprachen von einem Schandfleck des Seebads.
 
„Wir sind ständig mit dem Eigentümer im Gespräch. Zielführend wäre, wenn die Stadt den Bahnhof übernimmt“, sagte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Jedoch sei es bisher zu keiner Einigung mit dem Eigentümer gekommen. Beim letzten Mal habe dieser einen Kaufpreis von 15 Millionen Euro gefordert. Lindenau: „Das kommt natürlich nicht infrage.“ Im Gespräch mit den LN widerspricht jetzt Eigentümer Ralph Kaerger-Thofern. „Das habe ich nie gefordert.“
 
Lindenau zog jedenfalls den Schluss: Die Stadt hätte bei der Versteigerung des Bahnhofs 2015 mitbieten sollen. Im Nachhinein sei es ein Fehler gewesen, sich nicht daran beteiligt zu haben. Jetzt will sich die Stadt aber um das Umfeld des Strandbahnhofs kümmern: In der Stadtteilkonferenz im Januar 2024 kündigte Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos) an, dass es zur Umgestaltung des Zentralen Omnibusbahnhofs (Zob) am Bahnhof einen Wettbewerb geben solle.

LN