„Delle“ springt wieder: Bleibt der Delfin diesmal zur Travemünder Woche?


Christopher Steckkönig
16.07.2024, 19:04 Uhr

Lübeck. Flossenwedeln, Salti, Bootsbegleitung: „Delle“ zeigt sich derzeit wieder von seiner besten Seite – pünktlich vor der Travemünder Woche (TW). Die hat der Delfin vergangenes Jahr versäumt, weil er in Warnemünde nach Fischen jagte. 2024 scheint er sich auf das zehntägige Segel-Event, das am Freitag beginnt, fast zu freuen. Für Urlauber und Touristen ein zusätzlicher Grund, das lübsche Seebad zu besuchen.

Travemünde sei in den Sommermonaten sowieso schon sehr gut gebucht, sagt Christian Martin Lukas, Geschäftsführer der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH. „Unsere Gäste haben aber derzeit noch mehr Gründe, hierher zu reisen: entspanntes Urlaubsfeeling am Ostseestrand, die TW und natürlich unser beliebter ,Delle‘“.

Segler stören den Meeressäuger nicht
Dass „Delles“ Anwesenheit die TW in irgendeiner Form beeinflussen wird, kann sich Frank Schärffe nicht vorstellen. „Wir sind meistens auf der Ostsee, der Delfin meistens in der Trave“, erklärt der Geschäftsführer der Travemünder Woche. Rund um die Flussmündung würden lediglich der Rotspon-Cup und das täglich einmal stattfindende Trave-Rennen ausgetragen. „Und das sind sechs bis acht Schlauchboote und keine lauten Powerboats – solche Schiffsbewegungen kennt ‚Delle‘ seit Jahren“, sagt Schärffe. Aber gegen eine zusätzliche touristische Attraktion habe er natürlich überhaupt nichts. Und die Sportlerinnen und Sportler natürlich auch nicht.

Etwas differenzierter muss das die Wasserschutzpolizei sehen. „Wir sind natürlich in erster Linie für die Sicherheit des Schiffsverkehrs verantwortlich – vor allem für die Fähren“, sagt Mitarbeiter Dirk Sauerwein. Das gelte vor, nach und während der TW, mit oder ohne Delfin. Wir sind meistens auf der Ostsee, der Delfin meistens in der Trave. Frank Schärffe  Geschäftsführer der Travemünder Woche

Ein besonderes Augenmerk gelte in den kommenden knapp zwei Wochen den vielen Sportbootfahrern. „Wenn die dann dem Delfin hinterherfahren, um Fotos zu machen, womöglich auch noch die Fahrrinne verlassen, schreiten wir ein“, erklärt Sauerwein. Auf Missachten des Rechtsfahrgebots stehe ein Verwarngeld von 35 Euro, meistens reiche aber schon eine Belehrung über die Gefährdung. „Ein Delfinvergehen ist noch nicht vorgekommen.“

Delfin spielt mit Schweinswalen
Sowas hat Jesper Stig Andersen auch noch nie gehört. „Delles“ dänischer Freund vermisst seinen Weggefährten aus dem Svendborgsund (Fünen) weiterhin, bekommt aber von Facebook-Freunden regelmäßig Fotos aus Travemünde zugeschickt. „Seine Haut sieht nach wie vor nicht gut aus, aber er wirkt munter und gut genährt.“ Seit ein paar Tagen, weiß Andersen, habe er sogar Gesellschaft von zwei Schweinswalen bekommen.

Dass die beiden (wohl Mutter mit Nachwuchs) den Meeressäuger nervös machten, kann sich der 57-Jährige nicht vorstellen. „Eher umgekehrt, er spielt mit ihnen und schmeißt sie herum.“ Das könne für die Schweinswale schnell lebensgefährlich werden. „Die sollten schnell wieder auf die offene See schwimmen.“ Das mache der 17-jährige „Delle“ auch, wenn ihm der TW-Trubel zu viel werde.
Schweinswale in der Ostsee: Vermutlich eine Mutter und ihr Nachwuchs tummeln sich seit einigen Tagen vor Travemünde.

Schweinswale in der Ostsee: Vermutlich eine Mutter und ihr Nachwuchs tummeln sich seit einigen Tagen vor Travemünde. Quelle: Kirsten Bruns

Dazu rät Eckhard Kasten, Experte für Wassertiere und Seehundjäger: „Wenn ich manchmal sehe, wie er im Schraubenwasser der Schiffe taucht, schwimmt und springt, bekomme ich richtig Angst.“ Der Delfin solle in den kommenden Wochen einfach mal Urlaub machen. „Zu viele Schaulustige, zu viele Segelboote in Travemünde.“

Auch in Warnemünde zu Gast
Im April 2023 war „Delle“ erstmals in Travemünde aufgetaucht. Ab Juni erfreute der Delfin dann auch die Menschen in Rostock, indem er verschiedene Boote begleitete. Danach schwamm er immer wieder zwischen den beiden Destinationen hin und her.
 

Den Winter verbrachte Delle dann in Travemünde, wo er ab Mitte November immer wieder gesehen wurde; am 5. Dezember machte er beispielsweise einen Ausflug nach Neustadt. Er wurde auch bei der Sturmflut Anfang Januar und dann noch einmal Mitte Januar gesichtet. Anschließend tauchte der „Pendel-Delfin“ Mitte Februar wieder in Warnemünde auf. Seit Anfang Mai ist er wieder in Travemünde beheimatet.

LN